Ethische Unternehmensführung in der Praxis – Bag Company GmbH

Ethische Unternehmensführung in der Praxis – Bag Company GmbH

Von der Theorie in die Praxis. Wer sich mit ethischer Unternehmensführung befassen möchte, steht erst mal vor einem Berg von Fachliteratur, Seminarempfehlungen, Checklisten und vielem mehr. Wie ethische Unternehmensführung in der Praxis bei kleinen und mittelständischen Unternehmen aussehen kann, zeigt Roland Gartner, Geschäftsführer der BAG Company aus Prien am Chiemsee.

Ein Gespräch mit Roland Gartner, Geschäftsführer der Bag Company GmbH und 2. Vorstand von ethiks e.V.

www.bag-company.com

Viele Bücher und Abhandlungen wurden bereits über ethische Unternehmensführung geschrieben. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Können auch kleine und mittelständische Unternehmen ethische Unternehmensführung umsetzen und daraus einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen? Die BAG Company aus Prien am Chiemsee produziert hochwertige Einkaufstaschen und setzt in allen Bereichen konsequent den Gedanken der Nachhaltigkeit um. Geschäftsführer Roland Gartner hat die Firma vor 14 Jahren gegründet und konnte sich sehr erfolgreich im deutschsprachigen Raum etablieren. Seine unternehmerische Vision wird vom gesamten Team mitgetragen und der Erfolg gibt ihnen Recht.


Herr Gartner, was bedeutet für Sie ethische Unternehmensführung?

Ethisches Handeln in allen Bereichen, also bei den Produkten, bei der Auswahl und Zusammenarbeit mit Lieferanten, bei Kundenbeziehungen, bei der Zusammenarbeit mit Banken und vor allem auch bei der Mitarbeiterführung.


Wie kann ich mir das konkret vorstellen?

Wir produzieren mittlerweile unsere Einkaufstaschen ausschließlich aus bereits recyceltem oder recycelbaren Materialien. Papier kommt zum Beispiel immer aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC). Unser Motto ist es, so wenig Müll wie möglich zu erzeugen, wir setzen deshalb auf Mehrweg statt auf Einweg. Gemeinsam mit der Gemeinde Prien haben wir vor einiger Zeit das Pilotprojekt „Prien ist Green“ gestartet. Jeder Bürger hat eine hochwertige Einkaufstasche erhalten und muss nicht mehr auf billige Plastik-Einwegtaschen zurückgreifen. Die ausgegebenen Tragetaschen halten über Jahre. So können Kommune und Bürger einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Bei der Auswahl unserer Zulieferer, die vorwiegend aus Asien und dem südlichen Europa kommen, achten wir darauf, dass alle gesetzlichen Regelungen zu Arbeitsbedingungen und Arbeitssicherheit eingehalten werden und selbstverständlich ohne Kinderarbeit produziert wird. Bevorzugt arbeiten wir mit Lieferanten, die ebenfalls eine nachhaltige und ethische Firmenphilosophie verfolgen. Wir legen Wert auf Zertifizierung der Betriebe und unterstützen diese auch dabei, die geforderten gesetzlichen Bestimmungen für Europa zu erreichen. Gute Qualität und termingerechte Lieferung honorieren wir mit prompter Bezahlung. So sind langjährige Geschäftsbeziehungen entstanden, in denen beide Partner gleichermaßen profitieren. Mit vielen unserer Lieferanten arbeiten wir bereits seit Firmengründung.


Sprechen Sie mit Ihrer nachhaltigen Firmenphilosophie einen speziellen Kundenkreis an?

Ja genau, da wir unsere Unternehmensphilosophie sehr detailliert auf unserer Website und in allen Kundengesprächen kommunizieren, sind auch unsere Kunden größtenteils nachhaltig orientierte Unternehmen. So beliefern wir zum Beispiel keinen einzigen Discounter, da die Firmenphilosophien nicht harmonieren.


Sie haben zuvor erwähnt, dass Ihnen ethische Mitarbeiterführung besonders wichtig ist. Wie sieht das in Ihrem Unternehmen in der Praxis aus?

Meine unternehmerische Vision mit ihren Werten ist in der Unternehmensphilosophie schriftlich festgehalten und verankert. Jeder Mitarbeiter weiß von Anfang an, was ihn erwartet und was von ihm erwartet wird und kann sich entscheiden, ob er Teil des Teams werden möchte. Das Team ist der Garant für unseren Erfolg. Wir haben derzeit 23 Mitarbeiter und seit 6 Jahren keine Fluktuation. Alle Mitarbeiter werden in die jährliche Zielplanung mit einbezogen und arbeiten vollkommen eigenverantwortlich. Jeder soll sich in einer angenehmen Arbeitsumgebung frei entfalten können, seine Ideen einbringen und umsetzen.

Meine Mitarbeiter sollen sich auch persönlich weiterentwickeln können. Dafür erhält jeder ein jährliches Fortbildungsbudget, das er ganz nach eigenen Vorstellungen einsetzen kann. Das kann ein fachliches Seminar sein, ein Rhetorikkurs, ein Kommunikationsworkshop, Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung, aber auch mal ein Yoga-Kurs, ein persönliches Fitnesstraining oder ein anderer Gesundheitskurs. Ob beruflich oder privat spielt keine Rolle. Für die Gesundheit des Teams kommt regelmäßig ein Fitnesstrainer ins Haus, das Abo für das Fitnessstudio ist kostenlos.
Und wenn sich ein Mitarbeiter mal eine Auszeit für die persönliche Verwirklichung nehmen möchte, ist das bei uns kein Problem, ob das 6 Wochen sind oder 3 Monate.


Sie sind 2. Vorstand von ethiks e.V.. Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Verein?

Ich habe ethiks e.V. gemeinsam mit dem 1. Vorsitzenden Stefan Reuß gegründet, um den Gedanken der Nachhaltigkeit weiterzutragen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Unternehmer vom nachhaltigen Erfolg einer ethischen Unternehmensführung zu überzeugen, sie als Mitglieder zu gewinnen, um gemeinsam die Basis für eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Sigrid Hummel